Südlich Tansanias Hauptstadt

..wird die Landschaft karg und die Nachmittage heißer als bisher. Trotz fast nicht vorhandener Infrastruktur finden wir aber in den Dörfern am Weg noch erstaunlich viele Gästehäuser mit Zimmern. Nicht immer in ausreichender Zahl, aber eine Lösung findet sich eigentlich immer.

Ausgewachsene Kandelaberkatee

Ausgewachsene Kandelaberkaktee

In Dodoma starten wir früh bei noch angenehmen Temperaturen in Richtung Süden, haben anfangs eine neu angelegte Umgehungsstraße unter den Rädern, die um die südlichen Außenbezirke mit ihren schlichten Lehmhäusern unter in der Sonne glänzenden Wellblechdächern herumführt. Der Asphalt hat relativ groben Kies als Basis und wird stellenweise recht uneben, fährt sich durchgängig aber sehr komfortabel, verglichen mit den Pisten, die wir bis Dodoma hatten.

Nach einer leichten Anhöhe, die nach rund 5 km erreicht ist, läuft es erstmal einen langen seichten Abhang hinunter an dem uns auch noch Rückenwind zunächst beflügelt, bevor die Straße, schon außerhalb der Stadt, wieder moderat ansteigt. So geht es über viele Kilometer immer auf und ab und dank der verschiedenen kleineren Höhenzüge, die wir umfahren, mit immer wieder wechselnder Windrichtung. Insgesamt steigen wir im Gelände jedoch ab und die Landschaft wird immer trockener und karger. An einem Wasserreservoir wird Gemüse angebaut, sonst aber nur trockene rötliche Erde auf der einzelne ausladende Akazien stehen.

So geht es schnell voran und schon gegen Mittag haben wir bereits 50 km absolviert. Die Hügel rücken weiter auseinander, in der Ebene stehen jetzt vermehrt Baobabs, die in der Gegend um Manzase einen lockeren Wald bilden. Um den Ort herum wird verhältnismäßig viel Gemüse angebaut, neben der Straße stehen ganze Felder hoch rankender Tomaten und, überraschend: auf einer größeren Fläche wird Wein angebaut und die Reben hängen voller Trauben.

Weinanbau in der Gegend von Manzase

Weinanbau in der Gegend von Manzase

Wir übernachten in dem Dorf Fufu, zelten auf dem Gelände der dortigen Primarschule, nachdem am Nachmittag der Unterricht beendet ist und bekommen später einfaches Essen vom Kochfeuer an der Straße. Chipsi with Eggs, was die schlichte Tansanische Form einer Tortilla ist. Mit Chilisauce aber ganz lecker und, na ja, eigentlich die einzige Abwechslung zu Reis mit Bohnen. Die Schule ist leider in einem ziemlich erbärmlichen Zustand, nur zwei der vier Klassenräume sind überhaupt benutzbar, das Dach größtenteils eingefallen. Unser Besuch wird aber sehr wertgeschätzt und im Gästebuch der Schule stehen unsere Namen nun auf der ersten Seite.

Fröhliche Kinder in Fufu

Fröhliche Kinder in Fufu

Am folgenden Tag müssen wir die Zelte bis 6.30 Uhr abgebaut haben und fahren 9nach einem kurzen Frühstück bereits sehr früh weiter in Richtung Mtera. Eigentlich ist die Strecke jetzt hauptsächlich flach, die Ebene der Baobabs bleibt uns noch eine Weile erhalten, aber gegen 9.00 Uhr setzt Gegenwind ein, der uns das Fortkommen weiterhin erschwert. Es wäre ja auch zu einfach. Vor Mtera wird die Gegend dann wieder hügeliger und die letzten 20 km fahren wir bereits in Sichtweite des Mtera-Stausees, der sich in Nordsüdrichtung erstreckt und durch einige Höhenzüge eingerahmt wird. Die neu entstehende Stromtrasse zu diesem Stausee konnten wir schon seit Dodoma bewundern.

Zelten auf einem Schulgelände

Zelten auf einem Schulgelände

In Mtera verteilen wir uns auf zwei der drei an dem kleinen Ort vorhandenen Gästehäuser und haben damit wieder ein kleines Bisschen mehr an Komfort gegenüber dem Zelten, denn fließendes Wasser gibt es auch nicht, das Moskitonetz ist löchrig und das Bett viel zu weich. Die Nacht wird außerdem sehr unruhig, da der Ort erst am Abend zu Leben erwacht, das bis tief in die Nacht sein geschäftiges Treiben entwickelt. Busse kommen erst spät hier am Ort an, manche halten nur kurz auf der Durchreise, LKW bringen Waren ins Dorf, die Leute in der Nachbarschaft feiern. Mitten in der Nacht prügeln sich dann noch zwei Katzen eine ganze Weile auf dem klapprigen Blechdach der Herberge.

Trotzdem sind wir gegen halbneun am nächsten Morgen, nach einem schnellen Frühstück mit Chapati und Tee, schon wieder munter auf der Strecke, fahren weiter an dem Stausee entlang, ohne aber dessen grünlich blau schimmernde Wasserfläche von der durch die Hügel führenden Straße aus noch einmal zu sehen. Es wird ein sonniger, heißer Tag, der uns ab der Mittagszeit nach etwa 40 km erst mit einem leichten Anstieg, dann mit einer sich mehr als 20 km lang die Berge am Mbungu-Fluss in vielen Serpentinen hinaufarbeitenden Rampe überrascht. Unser nächstes größeres Ziel, die Provinzstadt Iringa, liegt auf einem Hochplateau von etwa 1600 m über NN und irgendwie müssen wir ja dort hinaufkommen.

Dorf mit Baobab

Dorf mit Baobab

Das ist fordernd, das strengt die Oberschenkelmuskulatur gehörig an, aber bietet sonst keine wirkliche Herausforderung. Langsam aber stetig rollen wir unterschiedlich schnell den Berg hinauf und sammeln uns später in dem Örtchen Nyang’oro für die nächste Portion Reis mit Bohnen – und, welch Abwechslung, die junge Chefin des kleinen Straßenrestaurants bietet frischen, mit Chili aufgepeppten Tomatensalat. Lecker!
Mit müden Beinen arbeiten wir uns nach der verdienten Pause dann noch weitere 5 km ins benachbarte Isimani und beziehen nach kurzer Diskussion mit dem Eigentümer des dortigen Guesthouses dessen sechs Zimmer, die jeweils nicht mehr beinhalten, als ein knarrendes Bett und einen schon müde aus der Halterung hängenden Vorhangs vor dem Fenster zum Hof.
Es dauert noch eine Weile, bis auch Wasser für eine schnelle Dusche aus dem Eimer organisiert ist. Das Bier für den Abend haben wir da schon längst kalt stellen lassen.

Der vierte Tag auf diesem Teilstück bis Iringa ist dann nur noch eine kurze Etappe von knapp über 40 km, die sich trotzdem in die Länge ziehen, da uns der Wind vom Morgen an böig in die Seite bläst und die Region wellig bleibt.

Die Stadt kündigt sich dann mit zunehmendem Verkehrsaufkommen bereits einige Kilometer vorher an. Die Zahl der uns entgegen kommenden LKW nimmt zu, überfüllte Kleinbusse halten am Straßenrand, ohne Rücksicht auf Radfahrer. Wie überall in Afrika.

Iringa Busdepot

Iringa Busdepot

Bis hierher war das Verkehrsaufkommen praktisch nicht merkbar. Erstaunlich für eine Überlandverbindung zwischen zwei (vermeintlichen) Großstädten eines Landes von der zweieinhalbfachen Größe Deutschlands.

Ein Gedanke zu “Südlich Tansanias Hauptstadt

  1. Hallo Christian, es macht Spaß deine ausführlichen Schilderungen eurer Reise zu lesen. Du schreibst sehr anschaulich und man kann sich alles vorstellen. Bin gespannt auf eure weiteren Erlebnisse.
    Mein Baobabsämling , den ich aus einem Samen herangezogen habe, den ich im letzten Jahr in Malawi gesammelt hatte, ist sicherlich noch nicht so groß, wie eure Exemplare, aber als Schattenspender für eine Hand taugt er schon. Du siehst, auch ich habe hier im momentanen heißen Essen (z.z. 30 Grad ) ein afrika-light feeling.
    Viele Grüße
    Martin

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